Hier gibt es genau die Bonbons, die sich einst Kaiser Franz Joseph I. auf der Zunge zergehen ließ.
Mitten in Wien erwacht eine kaiserliche Zuckerkunst zu neuem Leben
In der Wiener Herrengasse riecht es nach Zucker und Geschichte. In der Zuckerlwerkstatt entstehen handgefertigte Bonbons, die mehr sind als nur Süßigkeiten. Sie sind kleine Zeitmaschinen, die den Geschmack vergangener Jahrhunderte in die Gegenwart bringen.
Die Manufaktur fertigt ihre Delikatessen unter anderem nach Originalrezepten der ehemaligen k. u. k. Hof- und Kammerlieferanten G. & W. Heller. Auch die legendären Seidenzuckerl, zartschmelzende Bonbons, die der Kaiser besonders liebte, erleben hier ihre Renaissance.

Die Glanzzeiten von G. & W. Heller
Die Bonbons wurden einst von der Firma G. & W. Heller, gegründet 1891 von Gustav und Wilhelm Heller, produziert. Die Fabrik war nicht nur der größte und bekannteste Hersteller von Süßwaren in der Monarchie, sondern auch persönlicher Lieferant des Kaisers. Zu Glanzzeiten arbeiteten in der Backsteinfabrik im 10. Wiener Bezirk rund 1.400 Mitarbeiter, und das Sortiment war reichhaltig, kreativ und wirklich legendär.
Doch wie so viele traditionelle Handwerkskünste geriet auch die feine Kunst der Zuckerlmacher im Laufe der Jahrzehnte in Vergessenheit. Wien, einst eine Weltmetropole der Bonbonherstellung mit Marken wie Heller, Kirstein oder Engelhofer, verlor seine führende Rolle und mit ihr drohten viele alte Rezepturen für immer verloren zu gehen.
Wie Fritz Heller die Zuckerlwerkstatt entdeckte
Vor einigen Jahren brachte Fritz Heller, der letzte Eigentümer der Fabrik, der Zuckerlwerkstatt ein besonderes Geschenk: Original-Produktkataloge begleitet von zahlreichen Rezepten, Aufzeichnungen, Briefen und Dokumenten aus der Kaiserzeit.
Wie kam es dazu? Als Christian Mayer seine Zuckerlwerkstatt in Wien eröffnete, erfuhr das Projekt ein großes Medienecho. Auch Fritz Heller las davon und war erfreut, dass es jemanden gab, der das traditionsreiche Handwerk wiederbeleben wollte. Er machte sich mit seinen gesammelten Erinnerungen auf den Weg, lernte Christian persönlich kennen und übergab ihm die alten Heller-Stücke.
Auf dieser Grundlage werden die Bonbons heute genau so hergestellt, wie sie damals entstanden. Fritz Heller lebt heute nicht mehr, doch sein Erbe lebt in der Zuckerlwerkstatt weiter – in jedem Bonbon, das nach den Originalrezepten gefertigt wird.

Vom Musiker zum Zuckerlmachermeister
Christian Mayer war ursprünglich Musiker, seine Partnerin Maria Juristin.
Auf einer gemeinsamen Reise nach Nordeuropa entdeckten beide eine kleine Bonbon-Manufaktur und waren sofort fasziniert von der Kunst des Zuckerziehens.
Sie hängten ihre bisherigen Berufe an den Nagel und gründeten die Zuckerlwerkstatt in Wien, mit dem Ziel, die österreichische Tradition der Zuckerlmacher wieder aufleben zu lassen.
Die Verbindung zu G. & W. Heller verlieh ihrem Projekt historische Tiefe:
Heute können Mayer und sein Team Bonbons herstellen, die den Geschmack der Kaiserzeit widerspiegeln und das Handwerk sowie die Sorgfalt vergangener Generationen spürbar machen.
Ein süßes Stück kaiserlicher Zuckertradition
In der Zuckerlwerkstatt wird die alte Handwerkskunst auf moderne Weise weitergeführt. Besucher können dabei zusehen, wie flüssiger Zucker zu bunten Rollen geformt wird und sich in kleine Kunstwerke verwandelt. Jeder Handgriff ist eine Hommage an ein traditionsreiches Gewerbe, das einst Wien weltberühmt machte.
Christian Mayer, leidenschaftlicher Zuckerlmacher aus Wien, hat über die Geschichte und Tradition der Zuckerlherstellung ein Buch geschrieben.
Die Geschichte in Bild und Buch
In einem aufwendig gestalteten Bildband erzählt Christian Mayer die lange Tradition des Zuckerlmacherhandwerks in Österreich und seine Entwicklung in den vergangenen 170 Jahren.
Für sein Buch interviewte Mayer zahlreiche Eigentümerfamilien und hielt ihre Geschichten und Anekdoten fest. Reich bebildert zeigt der Band alte Werbeplakate, Produktkataloge, Verpackungen und kulturhistorische Raritäten, darunter originale Briefe aus dem Kaiserhaus an die Gebrüder Heller von 1895.
Im Vorwort widmet Christian Mayer das Buch Fritz Heller und erfüllt damit ein Versprechen: die Geschichte seines Großvaters, der Gebrüder Heller und ihrer weltbekannten Zuckerfabrik zu erzählen und zu bewahren.




In dem Bildband "Das Zuckerl" erzählt Christian Mayer, Gründer der Zuckerlwerkstatt, von der langen Tradition und Geschichte des Zuckerlmacherhandwerks in Österreich und dessen Entwicklung in den vergangenen 170 Jahren.