Wer an Berlin und traditionsreiche Konditoreien denkt, kommt an einem Namen nicht vorbei: Buchwald. Seit über 170 Jahren wird hier der wohl berühmteste aller Kuchen gebacken: der Baumkuchen, von Kennern liebevoll „König der Kuchen“ genannt. Einst zählte die Konditorei zu den preußischen Hoflieferanten und belieferte den kaiserlichen Hof mit ihren süßen Köstlichkeiten. Heute führt Andrea Tönges das Haus in fünfter Generation und bewahrt mit viel Leidenschaft und Respekt die alte Handwerkskunst.

Verlorene Zeugnisse, lebendige Tradition

Die Geschichte der Konditorei spiegelt auch die bewegte Geschichte Berlins wider. Im Gespräch mit Andrea Tönges wird deutlich, wie sehr das Unternehmen seine Wurzeln schätzt, auch wenn Erinnerungen und Dokumente aus der Hoflieferantenzeit im Zweiten Weltkrieg verloren gingen.

„Leider gibt es keine alten Urkunden mehr“, erzählt die heutige Inhaberin.

Doch eines ist geblieben: das überlieferte Herstellungsverfahren des Baumkuchens. In mehreren hauchdünnen Schichten wird der Teig über offener Flamme gebacken, ein aufwendiges, meisterliches Handwerk, das bis heute nur wenige beherrschen.

Andrea Tönges führt die Konditorei Buchwald in 5. Generation © Dana K. Stenner

Ein Haus mit Geschichte und sichtbarem Erbe

Tritt man in die Räume der Konditorei in der Bartningallee, ist der historische Hintergrund unübersehbar. Überall finden sich Hinweise auf die glanzvolle Vergangenheit als Hoflieferant. Alte Fotografien, historische Siegel, Auszeichnungen und dekorative Details erzählen still von der Zeit, als der Baumkuchen aus diesem Haus den preußischen Hof erreichte. Diese Erinnerungsstücke sind mehr als nur Dekoration, sie sind ein gelebtes Bekenntnis zur eigenen Geschichte.

Familienbande und Handwerksliebe

Für Andrea Tönges ist es jedoch nicht allein der Titel „ehemaliger Hoflieferant“, der Verpflichtung bedeutet.

„Meine Aufgabe sehe ich vor allem darin, das Erbe meiner Großmutter, meiner Mutter und meine eigene Liebe zur Handwerkskunst zu bewahren“, betont sie.

Mit leuchtenden Augen erzählt sie von ihrer Mutter, die das Familienunternehmen lange geführt hat.

„Dass sie stolz auf mich ist, macht mich sehr glücklich.“
Keineswegs "nur" Baumkuchen: Auch feinste Torten-, Kuchen- und Gebäckvariationen gehören zum Sortiment der Traditions-Konditorei Buchwald ©Instagram

Ein Stück Stadtgeschichte

Im Alltag spielt der einstige Hoflieferantenstatus in Gesprächen mit den Gästen weniger eine Rolle.

„Die Gespräche mit unseren Kunden drehen sich mehr darum, dass die Konditorei seit 1852 am selben Ort ist“, sagt Tönges.

Viele Stammkunden erzählen, dass schon ihre Groß- oder Urgroßeltern bei Buchwald eingekauft haben. Dieses familiäre Miteinander ist es, was die Konditorei bis heute auszeichnet.

Der König der Kuchen bleibt der Favorit

Fragt man Andrea Tönges, welches Produkt sie heute an einen Königshof liefern würde, muss sie nicht lange überlegen:

„Natürlich unseren Baumkuchen! Er wird nicht umsonst König der Kuchen genannt.“

Mit seiner feinen Textur und dem unverwechselbaren Geschmack steht er sinnbildlich für die Werte der Konditorei: Handwerk, Qualität und Zeitlosigkeit.

Die traditionelle Baumkuchen-Variante, wie sie auch schon vor mehr als 100 Jahren gebacken wurden, ohne Schokoladenüberzug! ©Instagram

Die nächste Generation steht bereit

Auch um die Zukunft muss sich Andrea Tönges keine Sorgen machen: Ihr Sohn Eike Tönges, die sechste Generation der Familie, wird die Konditorei eines Tages übernehmen.

„Darauf freue ich mich sehr“, verrät sie.

Und so bleibt der König der Kuchen auch weiterhin ein fester Bestandteil der Berliner Genusskultur und ein süßes Stück gelebte Geschichte.